Lange Jahre im Dienst des Sports

Frank Schildt kandidiert nicht mehr für den Vorsitz des Stadtsportbundes Bremerhaven – Seit 2000 im Amt – Weiter im Verein tätig

Von Dietmar Rose (Nordsee-Zeitung) Als Frank Schildt erstmals beim Kreissportbund Bremerhaven (KSB) aktiv wurde, regierte Bundeskanzler Helmut Kohl das noch nicht wiedervereinigte Deutschland von Bonn aus und Otto Rehhagel trainierte die Fußballer des SV Werder Bremen.

Helmut Beer, Gründer der TSG Bremerhaven, wählte den früheren Formationstänzer im Jahr 1988 aus, um die Interessen der TSG bei den Sitzungen des KSB zu vertreten. Dass sich daraus eine lange Karriere im Dienst des Seestadt-Sports entwickeln würde, war für den jungen Ehrenamtler damals noch nicht absehbar.

Im Oktober wird Schildt einen Schlussstrich unter seine Tätigkeit ziehen – nach 21 Jahren an der Spitze des Stadtsportbundes Bremerhaven (SSB), wie der KSB nach seiner Umbenennung heißt, wird der 58-Jährige nicht zur Wiederwahl antreten.

Wäre die Corona-Pandemie nicht dazwischengekommen, hätte Schildt seinen Platz als SSB-Vorsitzender schon geräumt. Doch der Stadtsporttag zählte im Jahr 2020 zu den unzähligen Veranstaltungen, die dem Virus zum Opfer fielen. Am Sonnabend, 16. Oktober, soll das Versäumte nachgeholt werden. Beim nächsten Stadtsporttag wird Schildt – ebenso wie einige andere Vorstandsmitglieder – nicht wieder kandidieren. „Ich habe 2019 entschieden, nicht wieder anzutreten. Durch Corona ist es dann doch ein Jahr länger geworden als geplant“, sagt der frühere SPD-Bürgerschaftsabgeordnete.

Bei SFL bleibt Schildt an Bord

Dass er sich aus dem Dachverband zurückziehe, habe ausschließlich persönliche Gründe: „Wenn man so lange dabei ist und auch gerne Verantwortung getragen hat, darf man sich auch irgendwann wieder anderen Dingen widmen.“ Der zeitliche Aufwand für das Amt als SSB-Vorsitzender sei immens gewesen, auch als zweiter Vorsitzender von SFL Bremerhaven sei er durch den Bau des Kunstrasenplatzes stark eingespannt gewesen. Eines der Ämter will der Familienvater, der jahrelang den Spagat zwischen Ehrenamt im Sport, Beruf und Politik geübt hat, jetzt abgeben – seinem Verein in Leherheide wird Schildt aber erhalten bleiben.

Der scheidende SSB-Vorsitzende betont, wie sehr ihn legendäre Figuren des Seestadt-Sports als junger Mann geprägt haben. Sei es Günter de Boes, der lange den KSB geführt hatte, der SPD-Sportpolitiker Wilfried Filter oder der frühere Turnkreis-Vorsitzende Gerd Gräfing, der als Präsident des OSC Bremerhaven immer noch an vorderster Front steht. Er habe sich manches abschauen können und von vielen Ratschlägen profitiert. Letztlich müsse aber jeder Funktionär – ein Wort, das Schildt mit Widerwillen ausspricht – seinen eigenen Weg finden. „Ich habe immer versucht, gemeinsam im Team Lösungen zu finden. Aber ein paar Entscheidungen muss ein Vorsitzender vorgeben“, beschreibt der langjährige TSG-Geschäftsführer seinen sachorientierten Führungsstil. Obwohl ihm gerade im Lockdown der gesellige Aspekt des Sports fehle, sei er nicht derjenige gewesen, der wichtige Beschlüsse am Tresen und an den Gremien vorbei vorbereitet habe.

Der Hinweis auf die Vorstandsmannschaft fehlt auch nicht, wenn Schildt über Erfolge seit dem Jahr 2000 spricht, in dem er den Vorsitz von Carsten Ahrens übernahm. So habe sein Vorgänger federführend dafür gesorgt, dass die KSB-Geschäftsstelle von der Georgstraße in das „Haus des Sports“ in der Pestalozzistraße umziehen konnte, wo man sich die Räumlichkeiten mit dem Bremerhavener Fußball-Kreis teilt. Die gute Zusammenarbeit mit den Fußballern hat auch dazu geführt, dass der SSB als Mitveranstalter für das Jugendturnier um den Weser-Elbe-Cup auftritt.

Mit einem Anflug von Wehmut erinnert sich Schildt daran, dass der Sport früher nicht nur auf dem Spielfeld und in der Halle die Bremerhavener in Bewegung gebracht hat, sondern auch auf der Tanzfläche. So hatte der „Ball des Sports“, der wesentlich von Horst Hüller geprägt wurde, lange einen festen Platz im Veranstaltungskalender breiter Gesellschaftsschichten. Doch das Tanzvergnügen fiel ebenso wie der legendäre „Gästeabend des Sports“ irgendwann dem nachlassenden Interesse, dem gesellschaftlichen Wandel, zum Opfer. „Man muss sich immer selbst hinterfragen: Passt das noch in die Zeit?“, benennt Schildt eine Erkenntnis seiner SSB-Karriere, die 1992 als Beisitzer begonnen hat.

Für Schildt und seine Mitstreiter im Vorstand war ein Schwerpunkt, die Infrastruktur für die Vereine zu erhalten oder zu verbessern. Gerne erinnert sich der passionierte Hobby-Griller daran, dass der SSB, der in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert, die Sporthalle der Carl-Schurz-Kaserne – heute das Trainingscenter der Eisbären-Basketballer – und die Rotersand-Halle verwaltet hat: „Das war eine große Verantwortung und eine gute Entscheidung.“ Mit der Halle der Deichschule und der Hermann-Löns-Halle seien jedoch auch zwei Hallen verloren gegangen, hier sei der organisierte Sport mit seinen Argumenten nicht durchgedrungen. „Jede Halle, und sei sie noch so klein, ist wichtig für den Sport, weil man sie zum Beispiel für den Gesundheitssport oder Bewegungsangebote nutzen kann“, erklärt der gelernte Bauzeichner, der sich beim städtischen Wirtschaftsbetrieb BIT Bremerhaven um Datenschutz und Social Media kümmert.

Corona macht Sorgen
Dem ehemaligen Ausbilder für Sport- und Fitnesskaufleute liegt die gesellschaftliche Rolle des Sports, die der SSB als lokaler Träger des Bundesprojekts „Demokratie leben!“ mit Leben füllt, ebenso am Herzen wie die Wertschöpfung, für die die Vereine nicht nur als Arbeitgeber sorgen: „Sport ist ein Wirtschaftsfaktor.“ Daher macht sich Schildt große Sorgen, wie die Sportlandschaft nach der Corona-Krise aussehen wird: „Es wird eine große Herausforderung sein, wie wir die Ehrenamtlichen und auch die Sportlerinnen und Sportler nach der fast einjährigen Pause dazu motivieren können, dem Vereinssport die Treue zu halten. Ich denke schon, dass der Sport sich verändern wird.“ Auch wenn Schildt diesen Prozess auf Verbandsebene nicht weiter mitgestalten wird – bei SFL wird er weiter seine Ideen einbringen: „Es macht Spaß, zu sehen, dass Sachen, die man angestoßen hat, sich weiterentwickeln.“

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